Washington – Alles schien perfekt vorbereitet. Millionen und Abermillionen Anhänger Donald Trumps waren zugegen oder wollten zugegen sein, als “The Donald” zum POTUS (President of the United States) ernannt wurde und feierlich seine Inaugurationsrede abhielt. Umso größer war jedoch die Enttäuschung über die postfaktische Berichterstattung. Das angekündigte Spektakel war plötzlich keins mehr. Die prognostizierten Millionen verloren sich auf der riesigen Pennsylvania Avenue in kleinen Grüppchen. Und der, dem das alles gegolten hatte, war im Augenblick seines größten Triumphs ein sehr sehr einsamer Mann.
Nur, war es tatsächlich so? War die wirkliche Realität rund um Donald Trump nicht die dilettantische Erfindung seiner Widersacher? Und musste es nicht die zwingende Pflicht seiner allerengsten Getreuen sein, für den Boss in die Bresche zu springen und sozusagen eine Art Gegenrealität in seinem Sinn zu erzeugen? Trumps Paladine Kellyanne Conway und Sean Spicer taten das in einer geradezu heroischen Weise, indem sie die “post truth”, also die Wahrheit nach der Wahrheit, gnadenlos auf den Tisch legten: Ganz eindeutig waren die Bilder von der präsidialen Inauguration gefälscht worden. Belegt wurde die Aussage der beiden durch einen Lügendetektortest, dem sich sowohl Conway als auch Spicer freiwillig unterzogen hatten. Der Test brachte, auch dank alternativer Faktenlage, die Täter ans Licht des Tages: Spicer und Conway schworen Stein und Bein, dass es eindeutig linkslastige, kommunistisch verseuchte sogenannte Kreative waren. Überflüssig zu erwähnen, dass besagte Tätergruppe ganz ausgezeichnet mit dem Tatwerkzeug Photoshop umgehen konnte. Schamlos hatten sie mit einem digitalen Radierwerkzeug die Menschenmengen so geschickt dezimiert, dass Donald wie der Depp dastand, der er eigentlich nicht wahr.
Nach frischer Tat eingefangene und gefolterte Designer wie Schreiberlinge und Journalisten gestanden dann auch die üble Tat. Großmütig wie er aber ist, ließ Donald die Subjekte nach einer gehörigen Standpauke wieder laufen. Ja, er ließ sogar ihre Folterwunden vom anwesenden Sanitätspersonal fachkundig verbinden. So schnell werden die das wohl nicht vergessen und dank der kleinen Abreibung zukünftig auf dem Pfad der Tugend wandeln.
Bleibt noch abzuwarten, was sich schlussendlich als wahrste aller Wahrheiten, als Mutter aller Wahrheiten herauskristallisieren wird. Dann auch wir, die Lügenpresse, brauchen die Wahrheit ganz dringend: Allein schon deswegen, um uns geschickt davon zu distanzieren.